Jeder hat so seinen Lieblingsladen für bestimmte Sachen. Zum Beispiel mag ich das Kleidsam sehr gern zum Shoppen oder den Bösen Chinesen, um flott eine selbstgemachte asiatische Nudel zu drehen oder das Miss Moneypenny für ein ausgedehntes Sonntagsfrühstück. Bislang!
Bislang habe ich das Miss Moneypenny als kinderlose Spätaufsteherin gerne am Sonntag besucht bei Mangoquark mit Früchten und Crepes mit Ahornsirup und Blaubeeren. Herrlich! Mir gefällt die Optik des Ladens und dass man problemlos mit vielen lieben Menschen an einer langen Tafel frühstücken kann.
Aber das war einmal, denn als frisch gebackene Mutti ist meine Erfahrung mit dem Laden ist mehr als befremdlich. Ich hätte ja nie gedacht, dass man mit einem Kinderwagen und dazugehörigen Kind mit so viel Abscheu begrüßt werden kann. Die ganze Geschichte dazu geht so: eine Freundin und ich sind zum Frühstück verabredet an einem sehr gewöhnlichen Montagmorgen. Am Rande bemerkt war es die erste Verabredung mit Kind außerhalb der heimischen vier Wände, dementsprechen groß war die Aufregung und Anspannung, ob denn auch Bus, Bahn, kindliche Laune und mütterliche Nerven mitspielen würden. Mit einem Kinderwagen ins Miss Moneypenny zu wollen, ist schon eine Herausforderung in Sachen Geschicklichkeit und Schnelligkeit. Die Stufe ist hoch, die Flügeltüren schwingen in alle Richtungen und auf Hilfe kann man lange warten. Lieber werden Mütter zwischen den Türen hängengelassen in der Hoffnung, dass sie von selbst aufgeben und schnell die Flucht ergreifen. Die Freundin, ebenfalls mit Kind und entsprechendem Wagen unterwegs, wurde vom Kellner mit den freundlichen Worten „Wie viele kommen denn bitte noch von euch?“ in Empfang genommen. Eine Frage, die man als nett empfinden könnte, wenn man sich freuen würde über eine ganze Schar an Müttern, die nach dem Pekip-Kurs ihr Frühstück einnehmen wollen. Zumal dann ja auch die Kasse klingelt an einem lauen Montagmorgen. Aber weit gefehlt. Die Betonung lag eher auf einem abfälligen „euch (??!!)“. Zugleich kommt eine panische Mitarbeiterin aus der Küche angeflogen, wendet sich an den Kellner und zeigt bissig auf Zeitungsablage mit den Worten: „Die kann den Wagen ja davor abstellen.“ Die, stand direkt neben der guten Dame, so dass eine direkte Ansprache nicht nur nett, sondern auch höflich gewesen wäre. Dem nicht genug, ergänzt der Kellner die allgemeine Unfreundlichkeit und weist daraufhin, dass es nicht umsonst keine Hochstühle für Kinder gebe. Nun denn, denkt sich die Freundin, ist wirklich alles andere als nett hier, aber es ist wenig los, es gibt gutes Frühstück, wir sind hier verabredet und nimmt erst einmal Platz.
Ich fliege mit etwas Verspätung ein und mühe mich ebenfalls an der Tür ab ohne behilfliche Hand und wuchte Kind, Wagen und mich mit viel Schwung in den Laden. Ein wenig gestresst komme ich an und stelle den Wagen erst einmal vor dem Tisch ab, um Tasche, Jacke & Co abzulegen. Der unglaublich abfällige Blick des Kellners entgeht mir dabei nicht und ich versuche zu beschwichtigen und sage, dass ich nur kurz ablege und den Wagen dann richtig positioniere, um nicht im Weg zu sein. Die Antwort passt zum restlichen Verhalten: „Ja, das will ich hoffen. Auf solche Dinger habe ich einen besonders kritischen Blick!“
Na dann. Nachdem mir die Freundin ihre nette Begrüßung erzählt, ist klar: wir gehen. Ohne Bestellung, ohne Frühstück und mit leerem Magen. Bei unserem Abgang ist man uns wieder genauso nicht behilflich. Da sind sie wenigstens konsequent.
Ich weiß ehrlich nicht gesagt, ob es tatsächlich zur strategischen Ausrichtung des Ladens gehört, dass man Mütter mit Kind so kolossal unhöflich und abweisend behandelt oder wir einfach der Launenhaftigkeit eines einzelnen Kellners zum Opfer gefallen sind. So oder so ist das Miss Moneypenny für jeglichen Besuch gestorben. Mir ist einfach unbegreiflich, wie man so kinderunfreundlich sein kann. Ein Verhalten, das ich so deutlich sonst noch nie erlebt habe un irgendwie auch unpassend finde. An einem Sonntagmorgen, an dem die Kuh fliegt und der Laden aus allen Nähten platzt, könnte ich das mehr als verstehen und würde mit einem sperrigen Wagen auch ungern Platz rauben. Aber an einem durchschnittlichen Montagmorgen, an dem nur drei Tische belegt sind und sonst nur gähnende Leere, finde ich das mehr als asozial. Denn die Frage stellt sich ja, ob ihr liebe Miss Moneypennies, auch Rollstuhlfahrer mit den Worten begrüßt: „Wie viele kommen denn noch von euch?“